Teufelswerk bei Morgan Stanley

Schon gar nicht sollst Du versuchen, diese Ladies über den Tisch zu ziehen. Diese Lektionen muss zurzeit die Investmentbank Morgan Stanley lernen. Wenn es stimmt, was in einer gerade eingereichten Sammelklage steht, dann haben die Banker die Damen aus dem Kloster kräftig abgezogen - und außerdem deren Kampfeswillen und Widerstandskraft unterschätzt.

Das ist der Sachstand: Eine Gruppe irischer Investoren, darunter hunderte Nonnen, hat die US-Bank Morgan Stanley vor dem Londoner High Court verklagt. Zu den 88 Klägern gehören die Orden Sisters of Charity of Jesus and Mary und Holy Faith Sisters sowie der Irish Veterinary Benevolent Fund, das ist eine Einrichtung, die die Interessen von Tierärzten vertritt. Die Anleger fordern mehr als 15 Millionen Euro Schadenersatz. Sie werfen dem Geldhaus vor, bei einem Wertpapiergeschäft im Volumen von rund sechs Millionen Euro seine vertraglichen Verpflichtungen nicht erfüllt zu haben. Das habe dazu geführt, dass die Nonnen rund 5 Millionen Euro oder 80% ihres Investments verloren.

Was auf den ersten Blick nach einer dummen Zockerei von unbedarften Betschwestern aussieht, wandelt sich bei näherer Betrachtung zu einer echten Frechheit seitens der Bank. Denn wenn die Vorwürfe stimmen, dann hat Morgan Stanley einfach eine Ausstiegsklausel missachtet.

Das Kreditinstitut sollte die auf Anleihen basierenden Papiere verkaufen, sobald die Bonds auf Ramschstatus herabgestuft werden. Doch Morgan Stanley soll einfach monatelang gewartet haben. Als sich der Kurs wieder erholte, stellte die Bank die Papiere endlich glatt – und genehmigte sich eine saftige Prämie von 11,2 Millionen Dollar. Die Papiere verkaufte Morgan Stanley übrigens innerhalb der eigenen Gruppe von der linken in die rechte Tasche.

Falls diese Sache stimmt, wünsche ich mir ein jüngstes Gericht für die Bank. Ich bin zwar nicht gläubig, habe aber etwas dagegen, unerfahrene und nicht unbedingt wohlhabende Anleger über den Tisch zu ziehen. Besonders freue ich mich, dass die Investmentbanker wohl nicht mit der Gegenwehr der Nonnen gerechnet haben. Ich bin gespannt auf den Prozess.

Neuen Kommentar schreiben