Wem die Stunde schlägt

Und beim Thema Glockenschlag hätte ich gleich eine geniale Überleitung von meinem oben stehenden Artikel über Ayn Rand zu diesem Artikel: Es geht um das heutige Russland, das an der Inkompetenz einer zentralistischen und am Wohl seiner Bürger völlig desinteressierten Regierung leidet. Und um eine Glocke.

In Russland toben derzeit die schlimmsten Wald- und Torfbrände seit Jahrzehnten. Bislang hat das die Zentralmacht im Kreml offenbar nur am Rande interessiert – solange das Feuer nicht die berühmte Rubljowskaja betrifft, das ist die mit Millionärsvillen gepflasterte Ausfallstraße zu den Datschen der Reichen und Schönen – ist alles in Butter.

Nun aber hat Regierungschef Wladimir Putin auf eine aufgebrachte Mail eines Untertanen reagiert. Ein anonymer Blogger hatte sich beim Radiosender Echo Moskwy über die Inkompetenz der Bürokratie beschwert. Interessanterweise ist der Sender so ziemlich das einzige freie Sprachrohr im Land, wie mir ein Bekannter berichtet, der in Russland gelebt hat. Interessanterweise gehört die Radiostation dem staatlichen Gaskonzern Gazprom.

Der russische Blogger feuerte in seiner Mail verbal aus allen Rohren – seine Nachricht war voll von Kraftausdrücken. Übrigens gibt es im Russischen eine eigene Fluchsprache, die sich Russki Mat nennt. Der Mann beschwerte sich, unter den Kommunisten habe es in jedem Dorf gefüllte Löschteiche, eine Feuerglocke und einen Feuerwehrwagen gegeben. Heute dagegen – Fehlanzeige.

Der Radiosender leitete die Mail an Putin weiter. Und der versprach dem Mann – eine Alarmglocke. Putin entschuldigte das Versagen des Staates mit dem super-heißen russischen Sommer. Die Glocke ist mittlerweile installiert. Doch an Löschwasser fehlt es weiter. Der Premier hat mit der öffentlichkeitswirksamen Antwort auf die Mail übrigens den Wahlkampf für das Präsidentenamt 2012 eingeleitet. Außerdem hat Putin wegen der Brände gerade einen Exportstopp für Getreide verhängt. Und damit die Weizenpreise gen Norden geschickt.

Neuen Kommentar schreiben